Gehirne von Überlebenden eines Schlaganfalls regenerieren schneller und sind in den folgenden Jahren weniger wahrscheinlich von kognitiven Problemen wie Demenzen betroffen, wenn sie sich an die sogenannte mediterrane Ernährungsweise halten. Auch für die Gesamtbevölkerung schütze und stimuliere diese Art der Ernährung die Gehirnfunktion.
Schlaganfälle werden durch eine plötzliche Unterbrechung des Blutflusses zum Gehirn verursacht. Dies geschieht entweder aufgrund einer Gefäßverstopfung (ischämischer Schlaganfall) oder eine Gefäßruptur (hämorrhagischer Schlaganfall) in Bereichen, die die Gehirnzellen mit Blut versorgen. Diese Ereignisse sind sehr gefährlich, weil eine konstante Blutversorgung absolut notwendig ist, damit die Neuronen den für ihre Funktion ausreichenden Sauerstoff sowie Nährstoffe erhalten. Wenn der von einer Unterversorgung betroffene Hirnbereich für die physiologische Grundfunktion wesentlich ist, sind die Folgen tödlich und die Person kann schnell sterben. Betrifft die Blockade andere, weniger überlebenswichtige Hirnregionen, können die Betroffenen zwar überleben, allerdings oft einhergehend mit einem erheblichen Verlust von Grundfunktionen (Sprache, Mobilität).
Eine weitere schwerwiegende Folge eines Schlaganfalls ist die signifikante (zweifache) Erhöhung des Risikos für kognitive Probleme und Demenz, wobei einige Studien zeigen, dass bis zu 20% der von einem Schlaganfall betroffenen Menschen innerhalb von zehn Jahren eine Demenz entwickeln. Diese Demenzen sind das Ergebnis einer irreversiblen Schädigung von Nervenzellen: Man schätzt, dass jede Stunde nach einem unbehandelten Schlaganfall die Hirnschädigung einem normalen Alterungsprozess von etwa vier Jahren entspricht. In der Schlaganfallbehandlung lautet das Mantra „time is brain“. Es ist also wichtig, sehr schnell zu reagieren, wenn die charakteristischen Symptome auftreten: Lähmungserscheinungen im Gesicht (z. B. herabhängender Mundwinkel), undeutliche Sprache, Unfähigkeit, einfache Bewegungen wie das Heben der Arme auszuführen.
Mediterrane Ernährung schützt vor Demenz
Die auf der internationalen Schlaganfallkonferenz in Los Angeles vorgestellten Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine „MIND“-Diät (Mediterranean-Dash Intervention of Neurodegenerative Delay) die kognitive Verschlechterung nach einem Schlaganfall verringern kann. Diese Diät ist im Wesentlichen vom mediterranen Typ, d.h. sie verwendet Olivenöl als Hauptfett und begünstigt einen hohen Verzehr von Gemüse (Obst, Gemüse, Nüsse, Vollkorngetreide), während sie möglichst auf gesättigte und Transfett-reiche Nahrungsmittel (insbesondere Junk Food) verzichtet.
Die MIND-Diät zeichnet sich jedoch dadurch aus, dass besonderer Wert auf den Verzehr bestimmter spezifischer Nahrungsmittel gelegt wird, die bekanntermaßen die Gehirngesundheit verbessern, wie z.B. grünes Blattgemüse, Nüsse, Beeren wie Blaubeeren und Erdbeeren sowie Fisch. Die Kombination dieser Nahrungsmittel hat positive Auswirkungen auf die Gehirngesundheit. Eine klinische Studie mit 923 freiwilligen Rentnern bei guter Gesundheit zeigte, dass diejenigen, die sich am stärksten an die MIND-Diät hielten, innerhalb von fünf Jahren mit 53% geringerer Wahrscheinlichkeit an Demenz erkrankten.
Bessere Kognition und besseres Gedächtnis
Die auf der Konferenz vorgestellten Ergebnisse deuten darauf hin, dass die positive Wirkung der MIND-Diät auch auf die Gehirngesundheit bei Schlaganfallpatienten zu beobachten ist. Durch die Analyse der Essgewohnheiten von 106 Schlaganfallüberlebenden (Durchschnittsalter 83 Jahre) fand das Team von Dr. Laurel Cherian heraus, dass diejenigen, deren Ernährung am meisten der MIND-Diät ähnelte, bei einer Vielzahl kognitiver Tests signifikant höhere Werte erzielten, insbesondere bei der Beurteilung der Gesamtkognition und der Gedächtnisleistung.
Mediterrane Ernährung: Ein sieben Jahre jüngeres Gehirn
Die genannten Vorteile könnten sogar noch ausgeprägter sein als bei der Allgemeinbevölkerung: Bei gesunden Menschen entspricht die Verbesserung der kognitiven Funktion durch die Einhaltung der MIND-Diät der eines sieben Jahre jüngeren Gehirns. Bei den Schlaganfallüberlebenden ist diese „Verjüngung“ noch deutlicher. Es scheint als wären die Gehirne derer, die die MIND-Diät einhalten, 20 Jahre jünger als die Gehirne derer, die sich anders ernähren.
Schlaganfallüberlebende profitieren daher von einer Ernährung im mediterranen Stil, um möglichst den Erhalt ihrer kognitiven Funktionen im Sinne einer guten Lebensqualität zu sichern.
Quellen:
Cherian LJ et coll. Dietary patterns associated with slower cognitive decline post stroke. Stroke. 2018;49:A152.
Morris MC et coll. MIND diet associated with reduced incidence of Alzheimer’s disease. Alzheimers Dement. 2015;11:1007-14.