Körperliche Aktivität wirkt ähnlich gut wie Medikamente

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François Lehn

Regelmäßige Bewegung ist viel mehr als nur ein Mittel, um in Form zu bleiben. Jüngste Forschungen zeigen, dass regelmäßige Bewegung genauso wirksam ist wie viele Medikamente, die die Sterblichkeit bei Herzkrankheiten und Diabetes reduzieren sollen.

Mit ungefähr 640 verschiedenen Muskeln, die etwa 35% der Körpermasse ausmachen, hat der menschliche Körper eine Physiologie, die perfekt für intensive körperliche Aktivität geeignet ist.
Mit Ausnahme von Sportlern oder Menschen in körperlich anstrengenden Berufen (z.B. Fabrikarbeiter, Feuerwehrmänner, Soldaten) haben die meisten Menschen jedoch bei ihrer Arbeit oder ihren täglichen Aufgaben wenig körperliche Anstrengungen zu leisten. In Frankreich zum Beispiel machen kaum 15% der Bevölkerung das empfohlene Minimum von 150 Minuten moderater körperlicher Aktivität pro Woche.

Im Durchschnitt verbringt ein Erwachsener täglich fast zehn Stunden mit sitzender Tätigkeit, ohne jegliche körperliche Anstrengung! Diese Situation ist eine direkte Folge des technologischen Fortschritts, der das moderne Leben völlig verändert hat. Der motorisierte Verkehr ermöglicht es uns, große Entfernungen ohne Anstrengung zurückzulegen. Computer sind für eine immer größere Zahl von Berufen von zentraler Bedeutung, ganz zu schweigen von der Lawine neuer elektronischer Geräte, die den Energieaufwand für jede unserer Aufgaben und Aktivitäten weiter reduzieren. Deshalb waren wir noch nie so untätig wie im Moment. Wir führen eine sitzende Lebensweise, die völlig im Widerspruch zur Physiologie des menschlichen Körpers steht.

Körperliche Aktivität verbessert Herz-Kreislauf-Probleme

Dies hat enorme gesundheitliche Folgen, da körperliche Inaktivität heute als ein wichtiger Risikofaktor für Fettleibigkeit, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und bestimmte Krebsarten (Brust, Dickdarm) als bestätigt gilt. Jüngsten Schätzungen zufolge ist Bewegungsmangel für mehr als fünf Millionen Todesfälle pro Jahr weltweit verantwortlich, genau so viele wie infolge von Rauchens.
Wenn körperliche Inaktivität auch gesundheitsschädlich ist, könnte dann umgekehrt auch Bewegung als Behandlung für einige Krankheiten in Betracht gezogen werden? Um diese Frage zu beantworten, haben Forscher alle Studien analysiert, die die Wirksamkeit verschiedener Medikamente und körperlicher Betätigung bei der Verringerung der Sterblichkeit infolge drei Formen von Herzerkrankungen (koronare Herzkrankheit, Herzinsuffizienz, Schlaganfälle) und Diabetes verglichen haben. Das Ergebnis ihrer Beobachtungen ist sehr überraschend! In vielen Fällen ist Bewegung bei der klinischen Verbesserung genauso wirksam wie Medikamente.
Folglich hat eine Person mit einer Herzerkrankung, die ohne medikamentöse Behandlung regelmäßig trainiert, das gleiche Sterberisiko wie jemand, der mit Medikamenten behandelt wird. In einigen Fällen wie z.B. bei Schlaganfällen, ist Bewegung im Ergebnis sogar etwas besser als die eingesetzten Medikamente. In anderen Fällen hingegen, wie z.B. bei der Herzinsuffizienz, sind Medikamente wirksamer.

Auch Diabetes

Diese positive Rolle der regelmäßigen Bewegung bedeutet natürlich nicht, dass alle Medikamente von vornherein abgelehnt werden sollten, denn sie bleiben ein wesentlicher Bestandteil bei der Behandlung vieler Krankheiten. Diese Beobachtungen zeigen jedoch, dass der Lebensstil einen enormen Einfluss auf die Gesundheit haben kann. Menschen mit Herzerkrankungen und Diabetes können davon profitieren, wenn sie regelmäßige Bewegung unter professioneller Aufsicht in ihre tägliche Routine einbauen. Körperliche Aktivität ist nicht nur eine Möglichkeit in Form zu bleiben oder das Gewicht zu kontrollieren, körperliche Aktivität ist für die Erhaltung der Gesundheit unerlässlich.

Quellen:

Lee IM et coll. Effect of physical inactivity on major non-communicable diseases worldwide: an analysis of burden of disease and life expectancy. Lancet; 380: 219-29.

Naci H et Ioannidis JPA. Comparative effectiveness of exercise and drug interventions on mortality outcomes: metaepidemiological study. BMJ;347:f5577

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