Probiotika, bakterielle Freunde unserer Gesundheit

Unser Darm enthält Hunderte Billionen Bakterien pro Gramm Inhalt, die höchste Konzentration von Mikroben in der lebenden Welt. Ist das gefährlich? Ganz und gar nicht!

Unter normalen Bedingungen stellt diese Darmflora keine Gefahr dar, im Gegenteil: Sie enthält eine Vielzahl von Bakterienarten, die mit uns in Symbiose leben und aktiv der Aufrechterhaltung normaler physiologischer Funktionen sowohl im Darm als auch im Körper dienen.

Probiotika: Bifidobakterien schützen unsere Immunität und unser Gehirn

Bakterien der Gattung Bifidobakterium, allgemein bekannt als Bifidobakterien, sind zweifellos die Bestandteile der Darmflora, die sich am positivsten auf die Gesundheit auswirken. Diese Bakterien, die bereits wenige Stunden nach der Geburt vorhanden sind, haben die Besonderheit, zuckerreiche Substanzen (z.B. Ballaststoffe) in Milch- und Essigsäuren umzuwandeln. Die dadurch entstehende leichte Versäuerung des Darms verhindert die Vermehrung pathogener Mikroorganismen und hilft so, die Zusammensetzung der Darmflora im Gleichgewicht zu halten. Dieses Gleichgewicht ist nicht nur für die Verdauungsfunktionen von entscheidender Bedeutung: Mehrere Studien weisen darauf hin, dass die Darmbakterien auch an der ordnungsgemäßen Funktion des Immunsystems beteiligt sind und sogar bei der Entwicklung des Gehirns und dem Erwerb bestimmter Eigenschaften eine Rolle spielen könnten!

Gute Darmbakterien bekämpfen schlechte Bakterien

Zusätzlich zu diesen bedeutenden Funktionen weisen jüngste Untersuchungen darauf hin, dass Bifidobakterien auch eine Schutzfunktion gegen einige pathogene Bakterien haben, darunter das gefährliche Escherichia coli O157:H7. Dieser Erreger, der normalerweise aus Rinderkot stammt, kann sich im Darm einnisten, wo er ein starkes Toxin (Shigatoxin) produziert, das schlimme Bauchkrämpfe und hämorrhagische Diarrhöe verursacht. In den schwersten Fällen verursacht dieses Toxin einen dramatischen Rückgang der Blutplättchenmenge (Thrombozytopenie), die Zerstörung der roten Blutkörperchen und den Verlust der Nierenfunktion. Dies führt zur Entwicklung des hämolytisch-urämischen Syndroms, auch bekannt als „Hamburger-Krankheit“, einer sehr ernsten Krankheit, die vor allem bei Kleinkindern und älteren Menschen zum Tod führen kann.

Bifidobakterien kämpfen für unsere Gesundheit

Ein japanisches Forscherteam hat gezeigt, dass intestinale Bifodobakterien den durch oben genannten E. coli verursachten Schäden entgegenwirken können. Sie fanden heraus, dass der Erreger bei Tieren ohne Bifidobakterien extrem virulent ist und innerhalb weniger Tage nach der Infektion zum Tod führen kann. Bei Tieren mit Bifidobakterien im Darm stellt sich die Situation jedoch ganz anders dar: Der Erreger verursacht keine tödliche Erkrankung, auch nicht zwei Wochen nach der Infektion. Weiterführende Analysen legen nahe, dass dieser Schutz durch die Fähigkeit der Bifidobakterien, Kohlenhydrate in Essigsäure umzuwandeln, verursacht wird. Die Forscher stellten fest, dass Essigsäure die von den pathogenen Bakterien ausgeschiedenen Toxine daran hindert, durch die Darmschleimhaut in den Blutkreislauf zu gelangen, und so das Tier vor Erkrankungen schützt.

So viele Probiotika wie möglich

Darmbakterien sind also keine einfachen „Mitreisenden“, die uns ein Leben lang begleiten, sondern echte Partner, die sich aktiv an der Erhaltung unserer Gesundheit beteiligen. In diesem Sinne stellen Bifidobakterien (im Allgemeinen als Probiotika verkauft) eine einfache und wirksame Möglichkeit dar, die Menge dieser Bakterien im Darm zu erhöhen und so von deren vielen positiven Eigenschaften zu profitieren.

 

Quellen:

Heijtz RD et al. Normal gut microbiota modulates brain development and behavior. Proc Natl Acad Sci USA; 108 : 3047-3052.
Fukuda S et al. Bifidobacteria can protect from enteropathogenic infection through pro- duction of acetate. Nature 469 : 543-547.

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