Kinder mit Epilepsie: Ketogene Ernährung reduziert Anfälle
Bei etwa einem von fünf Kindern bekommt man Epilepsie selbst nach Ausprobieren mehrerer Medikamente nicht unter Kontrolle. Bei diesen Patienten könnte eine genau überwachte ketogene Ernährung dazu beitragen, die Intensität und Häufigkeit ihrer Anfälle zu redzuieren oder sie sogar verschwinden zu lassen.
Forscher fanden heraus, dass eine derart sorgfältig ausgewogene Ernährung, reich an Fetten und Kohlenhydraten, dazu führt, dass der Körper Fett anstelle von Kohlenhydraten als Brennstoffquelle nutzt. Dies verändert die Art und Weise, wie Gehirnzellen Energie verbrauchen und trägt dazu bei Anfälle zu reduzieren.
Die ketogene Ernährung in Kürze
Die ketogene Ernährung ist eine solide Option für Kinder mit Epilepsie. Alle Nahrungsmittel müssen gewogen werden und die Kinder müssen eine bestimmte Menge Fett (in Gramm) im Verhältnis zu Eiweiß (in Gramm) und Kohlenhydraten essen. Die klassisch ketogene Ernährung hat ein Verhältnis von 4 zu 1 oder 3 zu 1, d.h. 4 Gramm Fett für jedes Gramm Protein oder Kohlenhydrat. Typische Fettquellen sind unter anderem Schlagsahne, Butter sowie Nuss- und Samenöle. Süßigkeiten wie Kekse, Kuchen und Bonbons sind nicht erlaubt. Bei strengeren Ernährungsformen sind viele Kohlenhydratquellen wie Brot, Reis, Kartoffeln und Teigwaren ebenfalls nicht erlaubt.
Es kann zu Beginn zu Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt wie Verstopfung. Die Ernährung ist zudem vitaminarm, es sollten folglich Vitaminpräparate verabreicht werden.
Zwei richtungsweisende Studien
Die erste große Studie zu diesem Thema verglich eine ketogene Ernährung mit mehreren anderen Behandlungsoptionen für Epilepsie, einschließlich einer Operation und eines Verfahrens, das als Vagusnervstimulation bezeichnet wird. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass bei fast zwei Dritteln der Kinder die Anfälle erfolgreich mit einer ketogenen Ernährung kontrollierbar waren.
In der zweiten Studie wurde untersucht, ob die Einführung der Diät auf eine langsamere, weniger restriktive Weise genauso wirksam wäre.
Bei 63% der Kinder gingen die Anfälle um 50% zurück
Die erste Studie, die von Dr. Dave Clarke vom Dell Children’s Medical Center in Texas geleitet wurde, umfasste 210 Kinder mit arzneimittelresistenter Epilepsie. Ihr Alter reichte von acht Monaten bis 20 Jahren. Sechzig Prozent waren männlich.
Bei den untersuchten Kindern wurden eine oder mehrere der folgenden Behandlungen angewandt: Einhundertfünfzig der Kinder erhielten eine Vagusnervenstimulation (VNS), die einem Herzschrittmacher ähnelt, der für das Gehirn bestimmt ist. Die VNS verhindert Anfälle, indem sie leichte elektrische Impulse an das Gehirn sendet, so die Forscher.
Vierundvierzig Patienten hatten eine sogenannte Epilepsie-Operation, die als Kallosotomie-Operation bekannt ist. Bei diesem Verfahren wird eine wichtige Verbindung zwischen den beiden Hirnhälften durchtrennt, wodurch die Ausbreitung der Anfälle verhindert wird.
Gleichzeitig wurden 98 Kinder einer ketogenen Diät unterzogen.
Über den stärksten Rückgang von Anfällen innerhalb dieser drei Behandlungen berichteten Eltern nach Anwendung der ketogenen Ernährung: Dreiundsechzig Prozent der Kinder, die eine ketogene Diät einhielten, hatten einen 50-prozentigen oder höheren Rückgang der Anfälle.
Reduzierung der epileptischen Anfälle und sogar Heilung
In der zweiten Studie wurde untersucht, ob die langsame Umsetzung der ketogenen Therapie im Haushalt für Kinder und Familien einfacher sein könnte. Die Forscher untersuchten auch, ob eine weniger strenge Version der Diät wirksam wäre, da sie wahrscheinlich leichter einzuhalten wäre. Typischerweise erfolgt die Einführung einer konventionellen ketogenen Ernährung mit einem Intensivkurs während eines kurzen Krankenhausaufenthaltes, so der Autor der Studie, Dr. Rajesh Ramachandran Nair, Associate Professor of Pediatrics an der McMaster University in Kanada.
Seine Studie umfasste 40 Kinder bis zum Alter von 17 Jahren. Sie wurden in die klassische ketogene Ernährung eingeführt. Die Einführung der Diät wurde ambulant durchgeführt. Wenn die Anfälle nicht weniger wurden, wurde die Ernährung jede zweite oder dritte Wochen immer strenger. Etwa die Hälfte der Patienten zeigten einen guten Anfallrückgang, definiert als eine Reduzierung der Anfälle um mehr als 50%. Sieben Kinder hatten sogar überhaupt keine Anfälle mehr.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass die langsame, ambulante Einführung der konventionellen ketogenen Diät dazu führt, dass viele Patienten eine gute Reduzierung der Anfallshäufigkeit erreichten, einschließlich der Freiheit von epileptischen Anfällen für eine kleine Anzahl der Kinder“, sagte er.
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