Brustkrebs: Einige Früchte- und Gemüsearten bieten Frauen besseren Schutz

Die Inzidenz von Brustkrebs ist weltweit sehr unterschiedlich. Dies deutet darauf hin, dass der Lebensstil eine bedeutende Rolle für das Erkrankungsrisiko spielen könnte. Eines der besten Beispiele für den Einfluss des Lebensstils ist der starke Anstieg von Brustkreberkrankungen bei asiatischen Frauen, die in den Westen auswandern. Frauen aus China, Japan, Korea oder den Philippinen haben eine der niedrigsten Brustkrebserkrankungen der Welt, aber diese Krebsart kann durch eine Einwanderung nach Amerika bis zu viermal häufiger werden. Dieser Anstieg ist eine direkte Folge des nordamerikanischen Lebensstils, der durch eine kalorienreiche und gemüsearme Ernährung, eine vor allem sitzende Lebensweise und die deutliche Zunahme des Körpergewichts gekennzeichnet ist. Die Auswirkungen des Lebensstils sind derart groß, dass die Inzidenz von Brustkrebs bereits in der dritten Generation der Einwanderer ähnlich hoch ist wie die der amerikanischen Einwohnerinnen.

Mehrere verschiedene Brustkrebsarten

Die Identifizierung der Ernährungsfaktoren, die für die hohe Inzidenz von Brustkrebs im Westen verantwortlich sind, wird durch die Tatsache erschwert, dass Brustkrebs eine sehr heterogene Krankheit ist. Was als „Brustkrebs“ bezeichnet wird, ist in Wirklichkeit ein Oberbegriff, der sich auf mindestens zehn verschiedene Krankheiten mit sehr unterschiedlichen genetischen und biochemischen Merkmalen bezieht. Diese Unterschiede werden zur Auswahl der derzeitigen Behandlungsmöglichkeiten genutzt. So kann beispielsweise Brustkrebs, der Östrogenrezeptoren (HR+) aufweist, mit dem Präparat Tamoxifen behandelt werden, um die entsprechenden Rezeptoren gezielt zu blockieren. In anderen Fällen (20-30%) überexprimieren Krebszellen den sogenannten HER2-Rezeptor, diese Krebsarten können dann mit spezifischen Inhibitoren wie Herceptin behandelt werden. Andererseits gibt es Brustkrebsarten, die keine der genannten Eigenschaften aufweisen (sie werden als „triple negativ“ bezeichnet) und daher gegen diese Medikamente resistent sind. Diese Krebsarten zeichnen sich durch einen aggressiven klinischen Verlauf, ein hohes Potenzial zur Bildung von Metastasen im Gehirn und damit eine geringe Überlebensrate der betroffenen Patientinnen aus.

All diese Krebsarten sind daher sehr unterschiedliche Krankheiten. Es versteht sich von selbst, dass diese Unterschiede eine mögliche präventive Wirkung der verschiedenen Verbindungen in der Ernährung stark beeinflussen.

Fünf Portionen Obst und Gemüse pro Tag und das Risiko sinkt

Um den Einfluss unserer Ernährung auf das Brustkrebsrisiko beurteilen zu können, muss nicht nur die Inzidenz der verschiedenen Brustkrebsformen untersucht werden, sondern auch die individuellen Auswirkungen verschiedener Obst- und Gemüsearten auf jede einzelne Brustkrebsart. Gemüse ist eine heterogene Klasse von Nahrungsmitteln mit sehr unterschiedlichen Inhalten krebshemmender Phytochemikalien, weshalb Gemüse hinsichtlich der Krebsprävention auch sehr unterschiedlich bewertet werden muss.

Dieser Ansatz wird durch die Ergebnisse einer kürzlich von der Harvard University veröffentlichten Studie veranschaulicht. An den beiden Kohorten der Nurses‘ Health Study von 1980 bis 2012 (NHSI) und von 1991 bis 2013 (NHSII) haben insgesamt 182.145 Frauen teilgenommen. Die hohe Teilnehmerzahl in Kombination mit der langen Nachbeobachtungszeit (30 Jahre) ermöglichte es den Forschern darzustellen, dass Frauen, die sehr häufig Obst und Gemüse verzehrten (mehr als fünf Portionen pro Tag), ein signifikant niedrigeres Risiko (11%) aufwiesen an Brustkrebs zu erkranken als diejenigen, die nur mindestens zwei Portionen pro Tag zu sich nahmen. Eine genauere Analyse zeigt, dass dieser Schutz vor allem bei HR+-Krebsarten (15 % Reduktion pro zwei Portionen Gemüse täglich) und besonders bei solchen, die den HER2-Rezeptor exprimieren (22 % Reduktion pro zwei Portionen Gemüse täglich) beobachtet wurde.

Kohl, Brokkoli, Blaubeeren, Erdbeeren: Obst und Gemüse, die spezifisch gegen Krebs wirken

Der regelmäßige Verzehr von Kreuzblütern (Kohl, Brokkoli, Blumenkohl) sowie von gelb/orangem Gemüse wie Winterkürbis war beispielsweise mit einer 10%igen Abnahme des Krebsrisikos verbunden. Bei der HER2-Rezeptor exprimierenden Brustkrebsform konnte sogar ein Schutz in Höhe von 40% erreicht werden. Der Verzehr von Obst wie Blaubeeren und Erdbeeren war mit einer deutlichen Abnahme (31%) des Risikos für HR+- Brustkrebs verbunden.

Der regelmäßige Verzehr der ganannten Nahrungsmittel ist daher für die Prävention dieser Krebarten besonders wichtig, zumal dies vor allem die Entwicklung der HR+- und HER2-Formen, zwei besonders aggressiven Subtypen, zu beeinflussen scheint.

Quelle:

Farvid MS et coll. Fruit and vegetable consumption and breast cancer incidence: Repeated measures over 30 years of follow-up. Int. J. Cancer. 2018.

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